Montag, 21. März 2005
Ausgegraben: Kritische Ausgabe 01/2004
Eins der zuletzt erschienenen Hefte der Kritischen Ausgabe (eine von der Fachschaft der Bonner Germanistik herausgegebene, exzellente Zeitschrift) beschäftigt sich mit dem literaturwissenschaftlichen Dauerbrenner "Großstadt". Das Heft ist in der Printversion leider schon vergriffen, aber - ein absolutes Novum - im pdf-Format komplett online zugänglich.

Aus dem Inhaltsverzeichnis:
- Christoph Schmitz: Architektur als Geiselnahme. Zur Logik des Ghettos (pdf)
- Claudia Jünke: Textstadt Barcelona. Literarische Ansichten einer Metropole im zeitgenössischen Spanien (pdf)
- Susanne Elpers: Erfrischender Einstieg. Ein Spaziergang mit Angelika Corbineau-Hoffmann durch die Literaturgeschichte der Großstadt (pdf)


Bei dieser Gelegenheit auch ein Dank an Signale (dem Weblog der KA-Redakteure), das netterweise auch auf den Cyberplace hinweist.

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Neue Bücher
Auf den Seiten der AG Raumtheorie macht Jörg Dünne auf einige interessante Neuerscheinungen (für den Herbst terminiert) aufmerksam:

Markus Schroer: Räume, Orte, Grenzen, Ffm.: Suhrkamp 2005 (stw).
Klappentext:
Die Entwicklung der Moderne kann als eine Entwicklung von den unmittelbar umgebenden Räumen hin zu den unbegrenzt fernen Räumen beschrieben werden. Während sich in den frühen Stammesgesellschaften eine starke Bindung an den Nahraum beobachten läßt, führt die Moderne gerade über die alternativlos gegebenen Räume hinaus und eröffnet neue Horizonte. Die Klage über den Verlust der Gemeinschaft, des Lokalen und der Tradition findet hier ihren Ausgangspunkt. Die vorliegende Arbeit argumentiert, daß diese Bindung des Sozialen an die Nahverhältnisse einer systematischen Auseinandersetzung mit dem Raum in der Soziologie lange im Weg stand. Im Durchgang durch zentrale soziologische Theoriepositionen und anhand einzelner Fallstudien werden nicht nur die Auswirkungen dieser Privilegierung der Nähe aufgezeigt, sondern wird auch der Gleichzeitigkeit von Deterritorialisierungs- und Reterritorialisierungsprozessen, von Öffnungen und Schließungen nachgegangen.

Robert Stockhammer (Hrsg.): Topographien der Moderne, Paderborn: Fink 2005.

Jürg Glauser, Christian Kiening (Hrsg.): Text - Bild - Karte, Freiburg: Rombach 2005.

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Mittwoch, 2. März 2005
Ortsgespräche
Gerade im neuen Katalog gefunden:

Im kommenden Monat erscheint beim Bielefelder [transcript]-Verlag folgende für dieses Thema hier relevante Publikation:

Alexander C. T. Geppert, Uffa Jensen, Jörn Weinhold (Hgg.)
Ortsgespräche. Raum und Kommunikation im 19. und 20. Jahrhundert

Der Ankündigungstext:

Unter dem Schlagwort des "spatial turn" erlebt 'Raum' gegenwärtig eine ungeahnte Renaissance in der Geschichtswissenschaft. Was dort schnell zur Mode geworden ist, beschäftigt andere Disziplinen indes schon seit langem. Der interdisziplinär angelegte Band bereitet daher Theorie- und Wissensangebote aus verschiedenen Nachbardisziplinen für historiographische Zwecke auf und lotet zugleich anhand von Fallstudien das Verhältnis von Raum und Kommunikation im 19. und 20. Jahrhundert aus. Dabei steht nichts weniger als die Eignung von Raum als Zentralkategorie für eine neu zu konzipierende Kommunikationsgeschichte zur Disposition.

Mehr: http://www.transcript-verlag.de/ts312/ts312.htm

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Samstag, 26. Februar 2005
Ulrich Müller: Raum, Bewegung und Zeit im Werk von Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe
Unter dem Titel "Architektur, die fließt" rezensiert Horst Bredekamp in der "Zeit" das im Berliner Akademie Verlag erschienene Buch von Ulrich Müller.

In Bezug auf Theorie und Praxis des Bauhauses zeigt sich, auf welch ungeahnte Weise Architekten wie Walter Gropius und Mies van der Rohe von der Einsteinschen Vorstellung eines raumzeitlichen Kontinuums gefangen genommen und inspiriert waren. Dasselbe gilt für Paul Klee, der eines von Auerbachs Gedankenexperimenten nachvollzogen hat. Um die Relativitätstheorie in ihrer Unbegreifbarkeit verständlich zu machen, setzte er den Sprung von der dritten in die vierte Dimension um eine Stufe zurück. Er imaginierte intelligente, aber nur für zwei Dimensionen empfängliche Schattenwesen, die in der Fläche leben und beim Durchdringen räumlicher Gebilde wie Kugeln lediglich in der Zeit sich bewegende Flächen wahrnehmen. Analog sei die dreidimensionale Welt der Menschen auf die raumzeitliche vierte Dimension Einsteins zu übertragen.

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Sonntag, 20. Februar 2005
Grammatik des Raums. Set Design bei Kubrick
Rüdiger Suchsland schreibt in Telepolis über drei Berliner Ausstellungen zum Film. Sein Generalthema: der filmische Raum bei Stanley Kubrick.

...Das Werk Kubricks steht im Zentrum der diesjährigen Berlinale-Retrospektive, die unter dem Titel "Bewegte Räume. Schauplätze, Drehorte, Spielräume. Production Design + Film" den Blick auf den oft unterschätzten Anteil lenkt, den Bauten und Räume im Kino haben...

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Sonntag, 13. Februar 2005
Dario Argentos "unheimliche Räume"
Im aktuellen Heft 02/2005 der traditionsreichen Schweizer Filmzeitschrift Filmbulletin (Heft 260, 47. Jahrgang) findet sich ein Artikel zur Raummodellierung in den Filmen des italienischen Regisseurs Dario Argento (mehr zu seinem Oeuvre bei Dark Dreams):

Tat Ort Bild. Dario Argento und die Unheimlichkeit des Raums (S. 47ff., der Text kann - zumindest in Auszügen - auch als PDF betrachtet werden.)

...
Nur wenige Regisseure sind in ihren räumlichen Inszenierungen [...] so weit gegangen wie Dario Argento. Sein phantastisches
Kino in eigentümlicher Schieflage zwischen Horror und Thriller ist vor allem eine Etüde über die Unheimlichkeit des Raumes, über die beängstigende Eigenmächtigkeit des Architekturalen. Die Figuren seiner Filme hingegen beschränken sich darauf, Funktionsträger zu sein – der Schriftsteller, die Sängerin, der Blinde, das Mädchen. Sie sind eigentliche Abstraktionen, welche – wie Figu-ren auf dem Spielbrett – definiert werden durch ihre Stellung im Raum.
...


Wenn ich auch ein eher gespaltenes Verhältnis zu Argentos Filmen habe, ist der Artikel eine interessante Lektüre und enthält den einen oder anderen nützlichen (Literatur-)Hinweis.

[Tipp von lugosy via Filmforen]

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Montag, 10. Januar 2005
Raum als Geformtes oder Gegebenes?
Hans Ulrich Gumbrecht, Literaturwissenschaftler an der Stanford University, bekanntlich meinungsstark, war wohl jüngst in Japan. Jedenfalls hat ihn das Land Japan zu einer Reflexion über die Formung des Raums angeregt, die in der heutigen Ausgabe der NZZ erschienen ist.

"Wer zum ersten Mal nach Japan reist, wird eine erstaunliche Raumerfahrung machen. Er kann entdecken, wie der erste Eindruck des einmalig Anderen in der japanischen Kultur aus einer Vielzahl von Praktiken entsteht, die darin übereinstimmen, dass sie Raum formen und mit Raum spielen, statt ihn bloss als etwas Gegebenes hinzunehmen."

Ohne selbst je in Japan gewesen zu sein und ohne den phänomenologischen Bestand Gumbrechts anzuzweifeln, muß ich doch die Frage stellen, ob die Grundthese, Europäer und Amerikaner nähmen den Raum als etwas "Gegebenes" hin, nicht von vorneherein verfehlt ist. Wenn der "topographical turn" (Sigrid Weigel) in den Kultur- und Sozialwissenschaften einen Grundzug aufweist, so ist es doch der, daß Raum eben nicht als etwas bloß Gegebenes/Vorhandenes, sondern als Praxis betrachtet wird; die Soziologin Martina Löw spricht hier von Spacing. Theoretische Modelle einer Raumpraxis haben unter anderem geliefert: Michel de Certeau, Henri Lefevbre und Michel Foucault. Die Aufzählung ist nicht erschöpfend.

Nun kommt also Sepp Gumbrecht und erfindet das Rad neu und bedient das Exotismus-Register: "Man könnte die unter dem Totalitätsanspruch des Raums sich entfaltende japanische Kultur eine «Kultur des Erscheinens» nennen - oder genauer: eine Kultur der Inszenierung von Erscheinungen." Freilich könnte man auch (wie etwa Günter Seubold in seinem Buch Japanuskopf, Bonn: DenkMal Verlag 2002) Japan auch als hypermoderne Vorwegnahme westlicher Gesellschaften lesen. Dann sind die von Gumbrecht gemachten Beobachtungen in dem Sinne nützlich, daß sie das, was sich hierzulande abzeichnet, wie in einem Brennglas verstärken: Ist denn nicht auch unsere Kultur eine "Kultur des Erscheinens"?

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Sonntag, 9. Januar 2005
Wichtige Neuerscheinung zu Foucault
Im März erscheint im Suhrkamp-Verlag eine Übersetzung der beiden Radiovorträge, von denen hier schon einmal die Rede war:

Michel Foucault: Die Heterotopien. Der utopische Körper
Zwei Radiovorträge
Zweisprachige Ausgabe
Übersetzt von Michael Bischoff
Mit einem Nachwort von Daniel Defert
Mit CD der Originalsendungen
Etwa 100 Seiten. Leinen. ca. € 19,90
ISBN 3-518-58428-6

Verlagsinformationen

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Samstag, 8. Januar 2005
Architekturtheorie - eine Sammelrez. in der Frankfurter Rundschau
In der Frankfurter Rundschau von gestern sind drei jüngere Bände zur Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts rezensiert worden.

Gerd de Bruyn, Stephan Trüby u. a. (Hrsg.): architektur_theorie.doc, Basel: Birkhäuser 2004.
Vittorio Magnano Lampugnani (Hrsg.): Architekturtheorie 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifeste, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2004.
Akos Moravanszky (Hrsg.): Architekturtheorie im 20. Jahrhundert. Eine kritische Anthologie, Berlin: Springer 2004

Leider konnte ich die Rezensionen nicht online ausfindig machen - aber gottseidank gibt's ja noch den Perlentaucher mit kompetenten Kondensaten:

architektur_theorie.doc - Lampugnani - Moranvanszky

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Sonntag, 2. Januar 2005
Archive der Vergangenheit
Das Projekt gibt's schon länger, aber ich bin gerade beim Stöbern drauf gestoßen:

Archive der Vergangenheit.
Wissenstransfers zwischen Archäologie, Philosophie und Künsten


Das u. a. von dem Philosophen Stephan Günzel verantwortete Projekt rekonstruiert - so die Eigendarstellung - "die vielfältigen Wissenstransfers [...], die zwischen den Disziplinen Archäologie, Philosophie und Künsten ab dem Ende des 18. Jahrhunderts stattgefunden haben".

"In 10 Teilprojekten erhalten Künste und Kulturwissenschaften Einblick in die archäologischen Verbindlichkeiten ihrer jeweiligen Verfahren, während die Archäologie die derzeitige kulturwissenschaftliche Herausforderung annimmt. Die einzelnen Forschungsprojekte gruppieren sich um den Begriff des "Archivs", unter dem erstmals auch die archäologische Grabung inklusive deren medialer Aufzeichnungs- und Speichertechniken verstanden werden."

Auf der Homepage des Projekts sind auch die Vorträge dokumentiert, die im Rahmen des Symposiums "Allgemeine Archäologie. Kulturtechniken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" gehalten wurden. Insgesamt sehr interessant.

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