Worum geht's hier überhaupt? What is this all about? Ce que l'on trouve ici. |
... newer stories
Sonntag, 6. Februar 2005
Marc Augé: Wenn Orte zu Texten werden ...
stefan hoeltgen, 13:19h
Ein interessantes Zitat von Marc Augé habe ich in einem meiner Rezensionsbücher* gefunden: Augé kennzeichnet den Verlust an "anthropologischen Orten" durch die Zunahme "anonyme Orte" nach. Schnellstraßen, Autobahnkreuze, Flughäfen, Einkaufszentren, Hotels usw. werden von ihm als "Nicht-Orte" bezeichnet:
"Während es früher die konkrete Identität einer Person oder einer anderen war, die durch das Einverständnis der Sprache, die Orientierungspunkte der Landschaft, die ungeschriebenen Regeln der Lebensart einen /anthropologischen Ort/ herstellte, schafft heute der Nicht-Ort die gemeinsame Identität der Passagiere, der Kunden oder der Sonntagsfahrer" (Augé, Marc: Wenn Orte zu Texten werden und Menschen sich in Magnetkarten verwandeln ... In: Der Alltag, nr. 62, o. O. 1993.)
*Carlo Avventi: Mit den Augen des richtigen Wortes. Remscheid: Gardez! 2005, S. 50.
"Während es früher die konkrete Identität einer Person oder einer anderen war, die durch das Einverständnis der Sprache, die Orientierungspunkte der Landschaft, die ungeschriebenen Regeln der Lebensart einen /anthropologischen Ort/ herstellte, schafft heute der Nicht-Ort die gemeinsame Identität der Passagiere, der Kunden oder der Sonntagsfahrer" (Augé, Marc: Wenn Orte zu Texten werden und Menschen sich in Magnetkarten verwandeln ... In: Der Alltag, nr. 62, o. O. 1993.)
*Carlo Avventi: Mit den Augen des richtigen Wortes. Remscheid: Gardez! 2005, S. 50.
... link (0 Kommentare) ... comment
Montag, 10. Januar 2005
Raum als Geformtes oder Gegebenes?
philo, 12:24h
Hans Ulrich Gumbrecht, Literaturwissenschaftler an der Stanford University, bekanntlich meinungsstark, war wohl jüngst in Japan. Jedenfalls hat ihn das Land Japan zu einer Reflexion über die Formung des Raums angeregt, die in der heutigen Ausgabe der NZZ erschienen ist.
"Wer zum ersten Mal nach Japan reist, wird eine erstaunliche Raumerfahrung machen. Er kann entdecken, wie der erste Eindruck des einmalig Anderen in der japanischen Kultur aus einer Vielzahl von Praktiken entsteht, die darin übereinstimmen, dass sie Raum formen und mit Raum spielen, statt ihn bloss als etwas Gegebenes hinzunehmen."
Ohne selbst je in Japan gewesen zu sein und ohne den phänomenologischen Bestand Gumbrechts anzuzweifeln, muß ich doch die Frage stellen, ob die Grundthese, Europäer und Amerikaner nähmen den Raum als etwas "Gegebenes" hin, nicht von vorneherein verfehlt ist. Wenn der "topographical turn" (Sigrid Weigel) in den Kultur- und Sozialwissenschaften einen Grundzug aufweist, so ist es doch der, daß Raum eben nicht als etwas bloß Gegebenes/Vorhandenes, sondern als Praxis betrachtet wird; die Soziologin Martina Löw spricht hier von Spacing. Theoretische Modelle einer Raumpraxis haben unter anderem geliefert: Michel de Certeau, Henri Lefevbre und Michel Foucault. Die Aufzählung ist nicht erschöpfend.
Nun kommt also Sepp Gumbrecht und erfindet das Rad neu und bedient das Exotismus-Register: "Man könnte die unter dem Totalitätsanspruch des Raums sich entfaltende japanische Kultur eine «Kultur des Erscheinens» nennen - oder genauer: eine Kultur der Inszenierung von Erscheinungen." Freilich könnte man auch (wie etwa Günter Seubold in seinem Buch Japanuskopf, Bonn: DenkMal Verlag 2002) Japan auch als hypermoderne Vorwegnahme westlicher Gesellschaften lesen. Dann sind die von Gumbrecht gemachten Beobachtungen in dem Sinne nützlich, daß sie das, was sich hierzulande abzeichnet, wie in einem Brennglas verstärken: Ist denn nicht auch unsere Kultur eine "Kultur des Erscheinens"?
"Wer zum ersten Mal nach Japan reist, wird eine erstaunliche Raumerfahrung machen. Er kann entdecken, wie der erste Eindruck des einmalig Anderen in der japanischen Kultur aus einer Vielzahl von Praktiken entsteht, die darin übereinstimmen, dass sie Raum formen und mit Raum spielen, statt ihn bloss als etwas Gegebenes hinzunehmen."
Ohne selbst je in Japan gewesen zu sein und ohne den phänomenologischen Bestand Gumbrechts anzuzweifeln, muß ich doch die Frage stellen, ob die Grundthese, Europäer und Amerikaner nähmen den Raum als etwas "Gegebenes" hin, nicht von vorneherein verfehlt ist. Wenn der "topographical turn" (Sigrid Weigel) in den Kultur- und Sozialwissenschaften einen Grundzug aufweist, so ist es doch der, daß Raum eben nicht als etwas bloß Gegebenes/Vorhandenes, sondern als Praxis betrachtet wird; die Soziologin Martina Löw spricht hier von Spacing. Theoretische Modelle einer Raumpraxis haben unter anderem geliefert: Michel de Certeau, Henri Lefevbre und Michel Foucault. Die Aufzählung ist nicht erschöpfend.
Nun kommt also Sepp Gumbrecht und erfindet das Rad neu und bedient das Exotismus-Register: "Man könnte die unter dem Totalitätsanspruch des Raums sich entfaltende japanische Kultur eine «Kultur des Erscheinens» nennen - oder genauer: eine Kultur der Inszenierung von Erscheinungen." Freilich könnte man auch (wie etwa Günter Seubold in seinem Buch Japanuskopf, Bonn: DenkMal Verlag 2002) Japan auch als hypermoderne Vorwegnahme westlicher Gesellschaften lesen. Dann sind die von Gumbrecht gemachten Beobachtungen in dem Sinne nützlich, daß sie das, was sich hierzulande abzeichnet, wie in einem Brennglas verstärken: Ist denn nicht auch unsere Kultur eine "Kultur des Erscheinens"?
... link (1 Kommentar) ... comment
Sonntag, 9. Januar 2005
Wichtige Neuerscheinung zu Foucault
philo, 13:20h
Im März erscheint im Suhrkamp-Verlag eine Übersetzung der beiden Radiovorträge, von denen hier schon einmal die Rede war:
Michel Foucault: Die Heterotopien. Der utopische Körper
Zwei Radiovorträge
Zweisprachige Ausgabe
Übersetzt von Michael Bischoff
Mit einem Nachwort von Daniel Defert
Mit CD der Originalsendungen
Etwa 100 Seiten. Leinen. ca. € 19,90
ISBN 3-518-58428-6
Verlagsinformationen
Michel Foucault: Die Heterotopien. Der utopische Körper
Zwei Radiovorträge
Zweisprachige Ausgabe
Übersetzt von Michael Bischoff
Mit einem Nachwort von Daniel Defert
Mit CD der Originalsendungen
Etwa 100 Seiten. Leinen. ca. € 19,90
ISBN 3-518-58428-6
Verlagsinformationen
... link (0 Kommentare) ... comment
Samstag, 8. Januar 2005
Architekturtheorie - eine Sammelrez. in der Frankfurter Rundschau
philo, 12:44h
In der Frankfurter Rundschau von gestern sind drei jüngere Bände zur Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts rezensiert worden.
Gerd de Bruyn, Stephan Trüby u. a. (Hrsg.): architektur_theorie.doc, Basel: Birkhäuser 2004.
Vittorio Magnano Lampugnani (Hrsg.): Architekturtheorie 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifeste, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2004.
Akos Moravanszky (Hrsg.): Architekturtheorie im 20. Jahrhundert. Eine kritische Anthologie, Berlin: Springer 2004
Leider konnte ich die Rezensionen nicht online ausfindig machen - aber gottseidank gibt's ja noch den Perlentaucher mit kompetenten Kondensaten:
architektur_theorie.doc - Lampugnani - Moranvanszky
Gerd de Bruyn, Stephan Trüby u. a. (Hrsg.): architektur_theorie.doc, Basel: Birkhäuser 2004.
Vittorio Magnano Lampugnani (Hrsg.): Architekturtheorie 20. Jahrhundert. Positionen, Programme, Manifeste, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2004.
Akos Moravanszky (Hrsg.): Architekturtheorie im 20. Jahrhundert. Eine kritische Anthologie, Berlin: Springer 2004
Leider konnte ich die Rezensionen nicht online ausfindig machen - aber gottseidank gibt's ja noch den Perlentaucher mit kompetenten Kondensaten:
architektur_theorie.doc - Lampugnani - Moranvanszky
... link (0 Kommentare) ... comment
Sonntag, 2. Januar 2005
Archive der Vergangenheit
philo, 23:20h
Das Projekt gibt's schon länger, aber ich bin gerade beim Stöbern drauf gestoßen:
Archive der Vergangenheit.
Wissenstransfers zwischen Archäologie, Philosophie und Künsten
Das u. a. von dem Philosophen Stephan Günzel verantwortete Projekt rekonstruiert - so die Eigendarstellung - "die vielfältigen Wissenstransfers [...], die zwischen den Disziplinen Archäologie, Philosophie und Künsten ab dem Ende des 18. Jahrhunderts stattgefunden haben".
"In 10 Teilprojekten erhalten Künste und Kulturwissenschaften Einblick in die archäologischen Verbindlichkeiten ihrer jeweiligen Verfahren, während die Archäologie die derzeitige kulturwissenschaftliche Herausforderung annimmt. Die einzelnen Forschungsprojekte gruppieren sich um den Begriff des "Archivs", unter dem erstmals auch die archäologische Grabung inklusive deren medialer Aufzeichnungs- und Speichertechniken verstanden werden."
Auf der Homepage des Projekts sind auch die Vorträge dokumentiert, die im Rahmen des Symposiums "Allgemeine Archäologie. Kulturtechniken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" gehalten wurden. Insgesamt sehr interessant.
Archive der Vergangenheit.
Wissenstransfers zwischen Archäologie, Philosophie und Künsten
Das u. a. von dem Philosophen Stephan Günzel verantwortete Projekt rekonstruiert - so die Eigendarstellung - "die vielfältigen Wissenstransfers [...], die zwischen den Disziplinen Archäologie, Philosophie und Künsten ab dem Ende des 18. Jahrhunderts stattgefunden haben".
"In 10 Teilprojekten erhalten Künste und Kulturwissenschaften Einblick in die archäologischen Verbindlichkeiten ihrer jeweiligen Verfahren, während die Archäologie die derzeitige kulturwissenschaftliche Herausforderung annimmt. Die einzelnen Forschungsprojekte gruppieren sich um den Begriff des "Archivs", unter dem erstmals auch die archäologische Grabung inklusive deren medialer Aufzeichnungs- und Speichertechniken verstanden werden."
Auf der Homepage des Projekts sind auch die Vorträge dokumentiert, die im Rahmen des Symposiums "Allgemeine Archäologie. Kulturtechniken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" gehalten wurden. Insgesamt sehr interessant.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories